Erstmals in der fast 80-jährigen Geschichte des Hutverbands GDH fand die Mitgliederversammlung Online statt. Im Mittelpunkt der deutschlandweiten Jahresumfrage standen die dramatischen Folgen der Corona-Krise: Umsatzminus 30 Prozent, Kundenzahl Minus 35 Prozent.
„2020 war ein schweres Jahr für die gesamte Hutbranche. Im Gesamtjahr hat der spezialisierte Hutfachhandel einen Corona-bedingten Umsatzeinbruch von durchschnittlich 30 Prozent hinnehmen müssen, die Kundenzahl ging sogar um 35 Prozent zurück“, bestätigt Andreas Voigtländer, 1. Vorsitzender der Gemeinschaft Deutscher Hutfachgeschäfte e.V. (GDH). „Dabei liegt die Bandbreite bei minus 70 Prozent für einen Kollegen, der nach drei Tagen Neueröffnung seines Hutgeschäfts im Frühling schließen musste und nur 2 Prozent Umsatzminus für einen Fachhändler, der die Folgen der Lockdowns durch sein Onlinegeschäft fast ausgleichen konnte.“ Voigtländer, Inhaber von Hut Mühlenbeck aus Wiesbaden, sagt weiter: „Jetzt heißt es gesund bleiben, tief Luft holen und auf ein besseres Jahr 2021 hin arbeiten. Der Wandel in der Handelsbranche ist so stark wie nie. Es trifft alle – groß wie klein. Profiteur ist der Onlinehandel. Aber: Niemand kann schnell einen Online-Shop aufbauen. Ein gutes Viertel der GDH-Mitglieder arbeitet seit der Corona-Krise daran. Das ist sicherlich zeitgemäß.“
Corona wirft die Hutbranche um Jahre zurück
Statt der traditionellen Mitgliederversammlung wurde die deutschlandweite Jahresumfrage des Hutverbands GDH am 18. Januar 2021 als Online-Meeting den Mitgliedern vorgestellt – die erste in der fast 80-jährigen Geschichte der GDH! Für 2021 hofft die Hutbranche, dass im Laufe des Jahres wieder ein normales Arbeiten möglich ist. „Es wird zwei bis drei Jahre dauern, bis wir wieder das Niveau von 2019 erreicht haben“, glaubt Andreas Voigtländer und fordert: „Für 2021 müssen neue und vor allem schnellere Hilfen geschaffen werden denn die bisherigen Leistungen reichen nicht, um die Existenz des inhabergeführten Hutfacheinzelhandels zu sichern.“ 83 Prozent der Befragten haben die Überbrückungshilfen beim 1. Lockdown erhalten. Dagegen hatten bisher nur 41 Prozent die Novemberhilfen beantragt. Weitere Ergebnisse der Umfrage: Die größten Probleme sehen die befragten Händler in der Umsatz- und Frequenz- und Ertragsentwicklung. Große Sorgen macht die Corona-Krise mit allen Einschränkungen und Ungewissheiten die daraus resultieren. Danach folgen Ertragsentwicklung, Standortproblematik, Internetkonkurrenz und steigende Kosten.
Headwear kann Funktion und Nachhaltigkeit!
Headwear für Herren waren 2020 mit 62 Prozent die stärkste Warengruppe. Männer und auch Damen griffen vor allem zu Herrenformen wie Bogart oder Pork Pie. 34 Prozent des Umsatzes ging auf das Konto der Damen, vor allem mit weichen und legeren Kopfbedeckungen wie farbigen Basken, schmalrandigen Glocken, bunten Ballon- oder Schiebermützen und Strickmützen mit passenden Schals. Die restlichen 3 Prozent fallen auf Kindermützen. Andreas Voigtländer weiß: „Headwear muss heute mehr können als modisch sein. Das Thema Funktion ist oftmals ausschlaggebend für den Kauf: Wichtig bleibt UV-Schutz bei hochwertigen Stroh- oder Stoffhüten und Panamas. Viele Modelle sind knautsch- oder rollbar und passen in jede Tasche. Schön warm wird es mit klappbaren Ohrenschützern. Zudem wird das Thema Nachhaltigkeit in immer mehr Kollektionen integriert, denn der Nachhaltigkeitsgedanke wird für Konsumenten immer wichtiger. Zum Beispiel mit Öko-Cotton oder Gotz-zertifizierten Baumwoll-Serien. Genauso findet man Upcycling-Modelle aus gebrauchten Jeans oder den Einsatz von recyceltem Meeresplastikfür Strickmützen oder Futterstoffe.“
Porträt: Andreas Voigtländer, 1. Vorsitzender der GDH
Tabelle: Aktuelle Probleme (Quelle: GDH-Jahresumfrage Januar 2021)