Textilmitteilungen, Nr. 3, Februar 2017.
Andreas Voigtländer, 1. Vorsitzender der GDH e.V., Hut Mühlenbeck, Wiesbaden: „Fachsortimente mit klaren Alleinstellungen im hart umkämpften Textilmarkt können sich besser behaupten.
Mit einem Gemischtwarenladen ist man bestenfalls mittelmäßig – bei dem heutigen Run auf Superlativen reicht das nicht. Das ist die Chance der Spezialisten. So erzielten wir 2016 mit unserem Hutfachgeschäft in der Fußgängerzone 12 Prozent Umsatzplus und damit das zweitbeste Ergebnis in der 91-jährigen Firmengeschichte. Das Sortiment umfasst zu 90 Prozent Hüte und Mützen für Damen und Herren, der Rest wird mit Handschuhen, Schals und Tüchern gemacht. Gutes Marketing hat nichts damit zu tun den Leuten etwas aufzudrücken, sondern Ihre Wünsche zu erkennen und die perfekte Lösung anzubieten. Wir machen täglich Menschen glücklich! Der Kunde, insbesondere der männliche, hat oft einen konkreten Kaufwunsch, wenn er den Laden betritt und der erfahrene Einzelhändler sollte schon vorher in hellseherischer Vorahnung die richtige Ware bereit haben. Mit guter Beratung ist der Rest ein Kinderspiel.
Die Sortimentstiefe eines Spezialisten macht allen Beteiligten das Leben leichter, auch den Einkauf. Unsere Order ruht auf zwei gleichstarken Säulen. Einerseits die gut geplante Vororder über Messen wie der Date, der Accessoires-Messe im Düsseldorfer Fashion House, oder der Innatex. Anderseits die schnelle, flexible und tägliche Nachorder, bei der häufig Einzelbestellungen für Kunden angehängt werden.
Das zahlt sich gerade im Internet aus. 26 Prozent des Umsatzes generieren wir über Multichannel, eBay, Amazon und unserem eigenen Internetshop. Das geht nicht nebenbei, sondern braucht Leute, die sich nur diesem Betriebsweg widmen können. Wir überlassen das der jungen Generation, die im Netz lebt und die richtige Sprache spricht. Vom fotografieren bis zum verpacken machen wir alles selbst im Lagerbereich des Ladens. Wer in 20 Jahren noch am Markt sein will, muss multichannelfähig sein, auch wenn das klassische Fachgeschäft seinen Reiz hat und immer weiter existieren wird. Die Kunden suchen vorher im Netz, machen sich schlau und viele kaufen dann doch öfter stationär ein. Interessanterweise waren die Zuwächse 2016 im stationären Geschäft größer als im Versandhandel, das führen wir auf die Synergien zurück. Es ist jedoch eine Herausforderung auf beiden Vertriebswegen den gleichen Preis anzubieten. Im Internet ist der Mitbewerber nur einen Mausklick entfernt und ohne marktfähigen Preis brauchen wir erst gar nicht aufschlagen.